HSG Marburg/Cappel – TV Gettenau 26:27 (12:17)
Fehlstart ins neue Handball-Jahr trotz starker zweiter Halbzeit
Wer nach der vollkommen verkorksten ersten Hälfte noch einen Pfifferling auf die Marburger Handballer gegeben hatte, der musste schon reiner Gewohnheitsoptimist sein oder absoluter Fachmann, denn was die junge Mannschaft in Blau und Gelb bis zur Pause fabriziert hatte, entspricht eher nicht A-Liga-Niveau. Über 1:2, 2:5 und 3:8 sah man die Gäste aus Gettenau bereits in der Anfangsviertelstunde enteilen, selbst zwischenzeitliche Annäherungsversuche zeitigten keinen zählbaren Erfolg. Logische Konsequenz: ein satter 12:17-Rückstand nach 30 Minuten.
Doch nach Wiederanpfiff mögen sich einige der recht zahlreich erschienenen Zuschauer verwundert die Augen gerieben haben – auf einmal war die von Trainer Uwe Schulz vor der Begegnung geforderte Leidenschaft deutlich sicht- und für den Gegner auch spürbar. Angestachelt vom sehr präsenten Johan Grede in der Abwehrmitte und gestützt auf schnelle Gegenstöße nach Ballgewinnen, offensiv nun häufig veredelt vom dynamischen Max Flothow und Neuzugang Chris Syring, der ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit immer wieder Lücken in die Abwehr riss, trugen die HSG-Spieler die Anfangshypothek peu a peu ab – um 9 Minuten vor Abpfiff durch einen Gewaltwurf von Flothow erstmals im Spiel auszugleichen.
Nun bebte die Halle in Vorfreude auf eine kleine Sensation – und wurde doch wieder leise, nachdem in drei aufeinander folgenden Angriffen die Führung nicht gelang. In dieser entscheidenden Phase unterliefen -bitter für die fantastisch kämpfende junge Mannschaft- „einfache“ technische Fehler, die zu Ballverlusten führten, zudem gelang es der Deckung des Favoriten nun auch, einige Bälle zu blocken. Dazu gesellte sich eine gehörige Portion Pech, allein Jonas Schuster verzweifelte mehrfach an Pfosten oder Latte.
Eine zumindest diskutable Strafwurf-Entscheidung pro Gettenau besiegelte dann letztlich die Niederlage für die HSG, da Torhüter Alex Syring, der zuvor maßgeblichen Anteil an der spektakulären Aufholjagd hatte, zwar die Fingerspitzen an das Spielgerät bekam, dieses aber nicht abwehren konnte. Am Schluss spielten die Gäste die verbleibende halbe Minute, nicht sanktioniert vom Schiedsrichtergespann, routiniert herunter.
Eine bittere -weil vermeidbare- Niederlage gegen ein Spitzenteam der Liga. Davon kaufen kann man sich auf Marburger Seite nichts, gelingt es aber, auf der Leistung der zweiten Halbzeit aufzubauen, lässt sich davon ausgehen, dass auch die positiven Resultate nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Für die HSG Marburg im Einsatz: Alex Syring, Herbert Gärtner (bei einem 7m); Max Flothow (7), Chris Syring (5), Jan Schultz (5), Henning Dippel (2), Jonas Schuster (2), David Binas (2), Elias Kappner (1), Arne Ackermann (1), Lars Hornung (1), Heiner Coors, Axel Schuhmann, Johan Grede.